Direkt vor der Haustür

findet jeden Samstag der Bauernmarkt statt. Zwei Straßenzüge sind dann nicht passierbar für Autos. “Bauernmarkt”, das war die ursprüngliche Idee, doch heute findet man auf den hunderten Verkaufsständen alles was man braucht oder auch gerne hätte. Die Bauern der umliegenden Dörfer sollten so eine Möglichkeit haben ihre Produkte an den Mann zu bringen ohne ein Geschäftslokal, das sie sich nicht leisten konnten.

Und natürlich decke auch ich mich hier mit der wöchentlichen  zehn Euro Ration an  Obst und Gemüse ein.

Wären da nicht die fast zwanzig Hunde um das Haus herum, die keine Uhrzeit kennen …. dann wäre heute ein wirklich ruhiger Tag. Der letzte Sonntag im September ist “Fußgängersonntag”. Tarija hat keine Fußgängerzonen, doch dafür zwei Mal im Jahr einen auto-und motorradfreien Sonntag.

Alle Räder stehen still

wenn Tarija feiern will.

Man muss es selber gesehen haben, um es zu glauben: seit dem 16. August zogen die Chunchos  zu hunderten an 10 Tagen durch die Stadt. Und dazu braucht es keine Straßensperren oder gar Polizisten. Das funktioniert einfach so. Und heute am “großen Finale” sind es so an die geschätzten 5000, die auf diese Weise ihrem Stadtpatron, dem Heiligen Rochus – San Roque, ihre Ehre erweisen.

Auf dem besten Weg als Weltkulturerbe anerkannt zu werden
Grün-Gelb-Rot: in der Nacht erstrahlt die Kirche in den Nationalfarben. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt Tarija
In der Kolonialzeit erbaut, von den Franziskaners renoviert und 1807 zur Pfarrkirche erhoben
Seit den Tagen des deutschstämmigen Präsidenten ist die Kirche ein historisch, religiöses und kulturelles Denkmal


Im 19. Jahrhundert waren viele Menschen an der Pest erkrankt. Gut 20 Kilometer südwestlich von der Stadt wurde ein eigenes Aussätzigen Heim errichtet. Und die Bevölkerung gelobte dem hl. Rochus – dem Pestheiligen- diese Prozession sollte die Plage von der Stadt verschwinden. Und so erinnern die Trachten der Chunchos an die Pestkranken, die ihren ganzen Körper bedecken mussten. Nur der Federnkopfschmuck hat noch längere Tradition: er ist das typische Erkennungszeichen für die ursprüngliche Bevölkerung, die Guaranis, von Paraguay bis zum Amazonas hin.

Die “Ratsche” soll den anderen sagen: bitte fern bleiben, ich habe Pest

Es wäre ja kein katholisches Fest wenn nicht auch für das leibliche Wohl gesorgt würde: das süße Gebäck – die Rossetas – und das tradionelle Maisgetränk – die Chicha – gehören einfach dazu.

Alle Räder stehen still – doch dafür ist die ganze Stadt auf den Beinen.